Wahrheit und Liebe bei Antonio Rosmini

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„Wahrheit und Liebe“ bezeichnet das Wesen des spekulativen Versuchs Antonio Rosminis (1797-1855), dem christlichen Denken innerhalb der neuzeitlichen Philosophie wieder Relevanz zu verschaffen. Rosmini zeigt die innere Widersprüchlichkeit eines immanentistisch verkürzten Wahrheitsbegriffs in der Philosophie Kants und des Deutschen Idealismus auf und öffnet diesen auf jenen transzendenten Wahrheitsgrund hin, welchen das christliche Denken in Gott erkennt. Der letzte Grund ist nicht eine abstrakte Idee, sondern die höchste Realität Gottes als dreipersonaler Liebesvollzug. Daraus ergeben sich für die rosminische Ontologie zwei bedeutsame Folgerungen: Rosmini konzipiert einerseits das Sein als relationales Geschehen der drei Formen Idealität, Realität und Moralität. Darin findet er dann andererseits die Antwort auf die idealistische „Metaphysik der Wahrheit“: In seiner „Metaphysik der Caritas“ formuliert er das genuin christliche Anliegen, daß in der Liebe letztlich jene Form zu finden ist, welche die Versöhnung von Realität und Idealität im Sein begründet.