Wanderiirnge

Fiiw fertjilinge fuon Peter Jensen ääw Wiringhiirder Freesk

von

Peter Jensen (1861-1939) ist einer der bedeutendsten friesischsprachigen Heimatdichter des 20. Jahrhunderts, der das Leben auf dem Lande und in der Stadt vor etwa 150 Jahren schildert.
In dieser durch alte Strukturen und Werte geprägten Welt versuchen die Hauptpersonen ihre scheinbar im Voraus festgelegten Lebensbahnen zu durchbrechen, nicht nur durch Fleiß und Ausdauer, sondern auch mit ungewöhnlicheren. Das schöne Zigeunermädchen Ulrike in der Erzählung „Jü toaterfumel“ etwa weiß von ihrer Anziehungskraft, der der reiche Bauernsohn Anton verfallen ist und ihr den Weg zum prächtigen Känkenhof ebnet.
Mit viel Drama verläuft auch das Leben des reichen Bauernsohns Johannes in „Däibukblääre uf en preerster“. Seine Ausschweifungen führen ihn in die weite Welt nach Australien und Afrika, bevor seine Wanderjahre in einem fürchterlichen Schneesturm vor der Haustür seiner Eltern enden.
Peter Jensen ist deutlich den Idealen der Heimatliteratur verhaftet, aber seine Blickrichtung ist die der kleinen Leute. Seine Schilderungen der Armut und die Komplexität seiner Figuren verleiht seinem literarischen Werk einen Hauch von Realismus. Das macht seine Erzählungen spannender als manch andere in diesem Genre.
Sein eigentliches Verdienst aber ist der virtuose Gebrauch seiner Muttersprache, dem Wiedingharder Friesisch, das seiner Meinung nach genauso facettenreich ist wie das Deutsche und das er mit seiner Literatur zu einer gleichwertigen Sprache auszubauen versucht.