War Porn

von

Nutze ich die Menschen in meinen Bildern aus? Ist es moralisch zu rechtfertigen, als Fotograf in Kriegsgebieten zu arbeiten? Warum sind wir alle von Bildern des Elends anderer angezogen? Produziere ich Kriegs-Pornographie?Christoph Bangert (*1978) arbeitet fu¨r internationale Medien als Fotograf in Krisengebieten und sieht sich oft einem Dilemma gegenu¨ber: Einerseits versucht er, Geschehnisse getreu seiner Wahrnehmung abzubilden, andererseits muss er dies mit diversen Schichten der Selbstzensur vereinbaren. Die erste Zensur findet im Kopf des Fotografen statt: Bei manchen Bildern im Buch erinnert sich Bangert nicht daran, sie gemacht zu haben. Die zweite Ebene der Zensur findet bei den publizierenden Medien statt, die dritte beim Betrachter.Christoph Bangert wagt nun das Experiment, die Selbstzensur einmal vo¨llig auszuschalten: In War Porn versammelt er Fotografien der letzten zehn Jahre aus Afghanistan, Irak, Indonesien, Libanon und Gaza. Das Ergebnis ist ein rohes, intensives, kontroverses und schockierendes Buch. Es ist sowohl in ho¨chstem Maße perso¨nlich als auch ehrlich in seinem Bestreben, einen anderen Blick auf unsere Welt zu werfen.

Gestaltet von Teun van der Heijden, Chiho Bangert und Klaus Kehrer ist das Buch auch ein Sammlerstück: Durch das zurückgenommene Format, den einfachen Pappeinband mit offenem Rücken und dem Titel in Schreibmaschinen-Typo wirkt es wie ein handgemachtes, privates Journal. Einige Doppelseiten im Buch sind unbeschnitten, also geschlossen. Der Leser kann sie entlang einer Perforation öffnen und so selbst entscheiden, wie viele der Bilder er sehen möchte, wie viele er ertragen kann.