Was ich dir sagen will, kann ich dir zeigen

von , , ,

Wer macht schon Gedichte über Pflastersteine? Über so einen z.B., über den man stolpert. „In Wellen gepflastert / der Bürgersteig,“ heißt es bei Arnfrid Astel, „die Schlagwellen / auf dem Pflasterstein.“ Keineswegs ein modebewusster Pflastersteinsetzer, sondern der Schlag selbst, mit dem die Steine vom Block gesondert werden, ist gemeint. Er erzeugt jene Druckwellen im Stein, die man nur dann entdeckt, wenn man sich mit Zeit und offenem Blick den Gegenständen des Alltags widmet. Astels Gedichte verweisen auf das, was vor unseren Augen liegt, was wir Betriebsblinden aber nicht sehen, sie verweisen auf geheime Zusammenhänge, die noch als Relikt in der Sprache sich befinden und die er freilegt und kurzschließt, dass die Funken sprühen und uns der Stein nicht nur als Feuerstein, sondern auch als Nachen in die Unterwelt erscheint.

Mit einer Ausstellung in der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek gibt uns Astel Einblicke in seine Gegenstände, die ihn zum Gedicht inspirieren. Gleichzeitig erscheint im PoCul-Verlag Saarbrücken ein Begleitbuch mit CD, in dem die Gegenstände gemeinsam mit den Gedichten abgebildet und damit seine Lyrik nachvollziehbar wird. Auf der CD spricht der Autor über seine Neuentdeckungen zum Rapunzel-Mythos und gibt gleichzeitig Einblicke in seine Poetologie.

Die Herausgeber des Buches haben in Zusammenarbeit mit Astel aus verschiedenen Themenkreisen Gedichte ausgewählt und auf ein ausgewogenes Mischungsverhältnis von bereits gedruckten und noch unveröffentlichten Texten geachtet. Hat man sich erst in die Welt der Strukturähnlichkeiten und Namensgleichheiten eingelesen, wird der Besucher der Ausstellung, der Leser des Lyrikbandes vielleicht beflügelt, mit ähnlich poetischem Blick nicht nur über Pflastersteine zu stolpern, sondern sie genauer zu betrachten und – wer weiß – Verwandtschaften zu finden.