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Nachruf auf einen gescheiterten Staat

von

Das Erdbeben vom 12. Januar 2010 hat allein in Port- au- Prince mehr Menschen
getötet als die Tsunami- Katastrophe in Südasien 2006, und es hat Haitis Hauptstadt
buchstäblich am Boden zerstört. Aber auch die staatliche Infrastruktur
liegt in Trümmern: Als eigenverantwortlich handelndes Völkerrechtssubjekt hat
Haiti schon vor dem Erdbeben zu existieren aufgehört und steht heute faktisch
unter der Vormundschaft der UN.
Dabei begann alles mit einer Erfolgsgeschichte, die ebenso spektakulär wie
einzigartig war: Die Selbstbefreiung der Sklaven in Frankreichs reichster Kolonie
Saint Domingue, ein gelungener Spartakus- Aufstand, der im Januar 1804
zur Gründung der Republik Haiti führte. Auf der Grundlage zahlreicher Primärquellen
erweckt Hans Christoph Buch General Toussaint Louverture, den
Wegbereiter der haitianischen Unabhängigkeit, zu neuem Leben, der Napoleon
schon lange vor 1815 ein Waterloo zufügte.
Und er geht der Frage nach, warum auf den heroischen Akt der Staatsgründung
eine zweihundert Jahre dauernde Agonie folgte.