WAT

von

Warten. Mit dem Schlimmsten rechnen. Schreckensbilder bannen. Wider alle Vernunft weiterhin hoffen. Frühjahr 1945, der Krieg ist vorbei. Die Erzählerin wartet in Paris auf ihren Mann Robert L., der als Mitglied der Résistance in ein
deutsches Konzentrationslager verschleppt wurde. Sie studiert die Listen mit Überlebenden, imaginiert abwechselnd seinen Tod und seine Rückkehr, dem Zusammenbruch nahe. Zufällig in einem Leichenhaufen in Dachau entdeckt und gerettet, wird er schließlich, auf 37 Kilogramm abgemagert, tatsächlich zurückgebracht. Sie kann seinen Anblick kaum ertragen, pflegt ihn viele Wochen lang gesund, doch die Liebe ist verschwunden. Und der Schmerz bleibt.
Autobiographie oder Fiktion? Ob die Autorin diesen Text tatsächlich während ihres Wartens auf ihren damaligen Ehemann Robert Antelme verfasst hat, oder gleichsam gefiltert erst viele Jahre später, ist kaum wesentlich. Die Erzählung kreist um ihr Schmerzzentrum wie ein Nachtfalter um eine Lampe, um die Wunde, die der Holocaust der Menschheit gerissen hat. Es ist ein eindringliches, intimes Buch, das auch die Nähe von Schuld und Unschuld, von Opfern und Tätern thematisiert und nach den Möglichkeiten der Erinnerung fragt.