Werke und Briefe in zwölf Bänden

Band 5: Dramen IV

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Schillers klassische Dramen gehören zu jenen Texten der deutschen Literaturgeschichte, um die sich Mythen einerseits von Unnahbarkeit, andererseits von »Volksnähe« ranken. In der Maria Stuart liegt uns ein Drama mit zwei extrem individuellen Frauenfiguren vor, die sich als starke weibliche Persönlichkeiten der bürgerlichen Gesellschaft um 1800 entpuppen — Wunsch und Phantasma gleichermaßen. Die Jungfrau von Orleans wird von der Frage beherrscht: Was geschieht, wenn wir von der Richtigkeit unseres Bewußtseins und damit unseres Handelns restlos überzeugt sind? Die Braut von Messina ist Schillers experimentellstes Stück: formal, indem es den Anschluß an die antike griechische Tragödie, inhaltlich, indem es ein Höchstmaß an Wirkungsmächtigkeit, und das heißt an affektiver Bereitschaft des Lese- und Zuschauerpublikums zu erzielen sucht. Im Tell hat Schiller dargestellt, was er als das Ideale der historischen Entwicklung erkannte. In der Huldigung der Künste schließlich geht es Schiller um die beispielhafte ästhetische Erziehung des Menschen, mit dem Ziel, seine Idee des ästhetischen Staats zu verwirklichen.