Werke und Briefe in zwölf Bänden

Band 7: Historische Schriften und Erzählungen II

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Der zweite Band der historischen Schriften wird eröffnet mit der Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs, dem bis heute bekanntesten Geschichtswerk Schillers. Mit dessen erstem Teilabdruck innerhalb des ›Historischen Calenders für Damen für das Jahr 1791‹ begann ein neues Kapitel nicht nur in Schillers Geschichtsschreibung. Das Echo war enorm; Schiller galt in der gebildeten öffentlichkeit nun als der modernste Geschichtsschreiber Deutschlands. Er sah sich zu großen historiographischen Perspektiven ermuntert.Ein gesundheitlicher Zusammenbruch zwang ihn jedoch schon bald, seine Aktivitäten als Historiker radikal zu reduzieren. Mit seltener Gelassenheit und Konzentration vollendete er im Sommer des Jahres 1792 das dritte, vierte und fünfte Buch der Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs und erarbeitete sich damit die Basis für sein größtes Dramen-Projekt, die Wallenstein-Trilogie. Nebenher verfaßte er zwei perspektivenreiche Einleitungstexte: »Vorreden« zu einer Neu-Edition der Kriminalgeschichten des Pitaval und zu einer übersetzung des Werkes von Vertot über den Malteser-Orden.Ein fortschrittsorientiertes Geschichtsbewußtsein, von dem die Werke des ersten Bandes der historischen Schriften geprägt waren, ist in Schillers Geschichtsschreibung seit 1790, die in diesem Band versammelt ist, kaum noch zu erkennen. Seine Enttäuschung über die Revolution in Frankreich und deren Auswirkungen in Europa schlagen sich hier nieder. Schiller ging in seiner Historiographie nun dazu über, andere erzählerische Spannungsbögen aufzubauen. In den Mittelpunkt rückte das konkrete Schicksal bemerkenswerter Menschen, die Karrieren von Politikern und Heerführern wie Gustav Adolf und Wallenstein. Auch Schillers letzter größerer historiographischer Text – Merkwürdige Belagerung der Stadt Antwerpen, 1795 – ist einer solchen Karriere, der des Feldherrn Alexander von Parma, gewidmet, gleichsam ein Vorgriff auf den Aufstieg des Napoleon Bonaparte im folgenden Jahr.Ganz anders und um so denkwürdiger eine kleine biographische Skizze über den Marschall von Vieilleville, der spätestentstandene Text dieses Bandes: das Porträt eines jener Charaktere, »die immer in der Geschichte zu kurz kommen«.
Die historischen Schriften Schillers werden hier erstmals in der Reihenfolge ihrer Entstehung herausgegeben. Das bedeutet zugleich: Schillers Texte werden durchweg nach dem jeweiligen Erstdruck vorgelegt, in der frühesten uns bekannten Textform. In ihr ist der heiße Atem des Autors auch heute noch am unmittelbarsten zu spüren.Letzteres gilt im besonderen Maße für die Erzählungen, die bereits in den 1780er Jahren entstanden sind, in diesem Band aber, ebenfalls chronologisch geordnet und nach den Erstdrucken ediert, auf die historischen Schriften folgen. Auch sie wurden von Schiller als Geschichtsdarstellungen konzipiert. Obwohl er von der Gestaltungsfreiheit des Erzählers vollen Gebrauch machte, berief sich Schiller auf Berichte von Augenzeugen und lokalisierte seine Darstellungen konkret in Raum und Zeit der Geschichte seiner Epoche. Selbst der Kriminalroman Der Geisterseher ist als »Zeitroman« lesbar. über seine authentischen Geschichtserzählungen wurde der junge Schiller im Jahre 1787 zum wissenschaftlichen Geschichtsschreiber.