Werkstattbericht

Aktivierung von Umweltentlastungspotenzialen durch Akteurskooperationen in Innovationsprozessen der Display-Branche

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Mit Blick auf das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung sind Innovationsprozesse von Bedeutung, die zu gesellschaftlichem Wohlstand bei gleichzeitiger Sicherung der natür-lichen Lebensgrundlagen beitragen. Unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten stellen Kli-maschutz, Ressourceneffizienz und Umweltentlastung zentrale Anforderungen an Pro-dukt-, Verfahrens- und Serviceinnovationen dar. Vor diesem Hintergrund untersuchte das Projekt Innovationsprozesse in der Display-Industrie und fokussierte dabei auf die Frage, welche Rolle Akteurskooperationen bei der Aktivierung von Umweltentla-stungspotenzialen spielen und wie diese erfolgreich gestaltet werden können. Dabei konzentrierte sich das Forschungsvorhaben auf mehrere nachhaltigkeitsrelevante In-novationsfelder:

– den ADRIA-Roadmap-Prozess „Advanced Displays Research Integration Action“ des Deutschen Flachdisplay Forums (DFF): Es handelt sich um ein Netzwerkpro-jekt zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Flachdisplay-Industrie. Ein Kernbaustein des Netzwerkes ist eine europäische Technologie-Roadmap für den Display-Sektor.
– die Entwicklung und Produktion neuer Flachdisplays auf Basis von OLEDs (Orga-nic Light-Emitting Diodes): OLEDs gelten technologisch wie wirtschaftlich als die aussichtsreichste neue Flachdisplay-Technologie. Im Vergleich zu herkömmlichen Displayvarianten, bspw. LCDs oder Plasmadisplays, erhofft man sich von den selbstleuchtenden OLEDs kurze Reaktionszeiten, geringen Energieverbrauch und niedriges Gewicht bei Endprodukten.
– die Entwicklung nachhaltiger Produktnutzungssysteme für elektronisches Papier (e-Paper): Beim elektronischen Papier, kurz e-Paper, handelt es sich um ver-schiedene Technologien, die sehr energiesparende, hochreflexive und biegsame Displays zum Ziel haben und somit Papier-ähnliche Eigenschaften erhalten sollen. Mögliche Anwendungsgebiete könnten zukünftig Papiermedien, wie z.B. Zeitun-gen, substituieren oder eine neue Mediengattung etablieren.
Durch die Zusammenführung und Adaption verschiedener Konzepte und Theorien zu einer konsistenten Untersuchungsstruktur, die sich an der Problemstellung orientiert, lassen sich die wichtigsten Innovationsakteure, die Integration ihre Handlungen sowie die Kontexte und Bedingungen, unter denen sie agieren, beschreiben und analysieren. Im vorliegenden Fall waren dies das Mehrebenenkonzept des Innovationssystems, das gefüllte Schildkrötenmodell der potenziellen Einflussfaktoren, das Feuerwerksmodell des Innovationsprozesses sowie das erweiterte Promotorenmodell.
Mit Blick auf Erfolgsbedingungen von nachhaltigkeitsorientierten Innovationen machen die theoriegeleiteten Fallanalysen mehrere Dinge klar:
So zeigen die Ergebnisse, dass Nachhaltigkeitsfragen in Innovationsprozessen veran-kerbar sind, indem sie situativ an passenden Stellen integriert werden. Dazu müssen diese in greifbare politische, rechtliche und marktliche Anforderungen übersetzt wer-den. Die Sensibilisierung für Problemlagen und Chancen stehen dabei im Mittelpunkt.
Weiterhin kommt für die Früherkennung von Innovationschancen und Risiken, neuen Geschäftsfeldern und Märkten den Wirtschaftsverbänden eine neue Rolle zu. Die Be-funde zeigen, dass Verbände eine zentrale Bedeutung für eine kooperative Technolo-giefrüherkennung spielen können, indem sie eine Plattform für einen moderierten und strukturierten Suchprozess sowie einen Erfahrungs- und Ergebnisaustausch schaffen.
Zum dritten ist die frühzeitige Einbindung qualifizierter, visionärer Experten und An-wender in Innovationsprozesse ein wichtiger Erfolgsfaktor.
Schließlich ist neben formalen Kooperations- und Projektstrukturen das Gelingen einer Innovationskooperation auf eine Innovation Community, d.h. auf die vertrauensvolle und engagierte Zusammenarbeit zwischen gleich gesinnten Innovationspromotoren angewiesen. Eine unabhängige Prozessmoderation wirkt als Katalysator für den Ko-operationsverlauf und vermittelt im Falle divergierender Auffassungen. Der Aufbau lei-stungsfähiger und effizienter Akteurskooperationen und die frühzeitige Integration von externen Experten und Anwendern in den Innovationsprozess werden damit zu einem zentralen Erfolgsfaktor.