Wie sich das Bürgertum in Form hält

von

Die Wandlungsfähigkeit des Bürgertums überrascht. Im 20. Jahrhundert
schien es durch die von ihm mit erzeugten Katastrophen dem Untergang
geweiht. Doch allen Untergangserwartungen zum Trotz dominiert
es heute – nach den großen gesellschaftlichen Umbrüchen – die Weltgesellschaft.
Joachim Fischer wirft einen distanzierten soziologischen Blick auf
diese enorm wandlungsfähige Klasse – darauf, wie sie sich ‚in Form‘
hält. Er benennt die Strategie, mit der das Bürgertum in den westlichen
Gesellschaften erneut zum Stichwortgeber und Motor der Entwicklung
geworden ist: jene Mischung aus Innovationsvermögen, Risikobereitschaft,
Individualismus, aber auch Konformismus, Beharrungsvermögen
und Rückbesinnung.
Die Auseinandersetzung mit der modernen Kunst, der Flirt mit der
Avantgarde, hat sich dabei für die Herausbildung eines neuen bürgerlichen Selbstverständnisses als ebenso prägend erwiesen wie ihr Gegenpol, der Rekonstruktivismus der ‚europäischen Stadt‘.
Joachim Fischer gelingt es, die soziologische Betrachtung des Bürgertums als Klasse von der Erkenntnisfessel einer wiederaufgelegten Kapitalismustheorie zu lösen.