Wildäpfel

von , ,

Auszug aus dem Vorwort von Dr. Susanna Schaup
Als H. D. Thoreau (1817 – 1862) seine letzten Essays – Wild Apples, Walking und Life With­out Principle – verfaßte, nahm er noch einmal seine ganze Kraft zusammen. Diese Essays, so könnte man sagen, sind sein Vermächtnis. Auf knappen fünfundzwanzig Druckseiten breitet er in Wildäpfel ein Panorama der Apfelkunde aus, durchstreift die Mythen der Völker, die dem Apfel vor allen anderen Früchten der Natur einen symbolischen Wert beimaßen, und zitiert Homer, die nordische Edda, die Bibel und andere Quellen, um den Apfel, vor allem den wild wachsenden, zu verherrlichen. Er unterfüttert den Stoff mit dem Reichtum seines botanischen Wissens, das er in eingehenden Studien, durch Beobachtung in Feld und Wald, auf täglichen Wanderungen bei jeder Witterung, sowie anhand der gesamten ihm zugänglichen Literatur erworben hatte. Über die Jahre war der Dichter von Walden, oder Leben in den Wäldern, seinem berühmten Hauptwerk, zu einem Naturforscher geworden. Noch 1862 sammelte er fieberhaft Material für ein großes pflanzenkundliches Werk, zu dem es nicht mehr kommen sollte. Der Dichter war zugunsten des Botanikers und Naturforschers in den Hintergrund getreten. Aber wer Wildäpfel liest, wird gleichermaßen berührt sein von der Fülle des Wissens wie von der poetischen Kraft der Schilderungen seiner geliebten Wildäpfel, in die er alles hineinlegt, was für ihn Natur und das Leben in und mit der Natur bedeutet.