Wimperntierchen

Roman

von

Das Buch, das in einem aus Kinoversatzstücken zusammengesetzten Amerika spielt, beginnt wie ein Thriller: Es nähert sich „aus dem Nichts“ ein Mörder, der seinem namenlosen Opfer, einem Spieler und Trinker, die Pistole ansetzt: „Sprich deine letzten Worte, aber wähle sie gut.“ Ein „Wir“-Erzähler berichtet Varianten des möglichen Geschehens in kühler, ironischer Distanz. Der Undezidiertheit des Erzählens entspricht die Flüchtigkeit der Figuren, die zunehmend ausfransen, ineinander übergehen. Es ist eine sich immer wieder aufs Neue relativierende Erzählmaschine, die der Autor in Gang setzt und die er mit den im Titel aufgerufenen Mikroorganismen verzahnt: Deren Leben sei infolge ungeschlechtlicher Zellteilung keine zeitliche Grenze gesetzt, in ihrer endlosen Einförmigkeit gemahnt ihre Existenz an jene ereignislose des Durchschnittsverbrauchers im Spätkapitalismus zwischen saturierter Seinsvergessenheit und unbändiger Expansion. Ob nun in feingeschliffenen Pointen oder in provokanten Kalauern: Günter Eichberger bestätigt mit Wimperntierchen seinen Rang als Meister gesellschaftskritischer Sprachsatire und gewitzter Genre-Travestie.