Wo bin ich Wo ist es

Sindsgedichte

von

Elfriede Czurdas Gedichte seien ‚›ritualisierte Litaneien‹, die subtil oder mit trotziger Wahrhaftigkeit von privatem Unglück sprechen und doch eine große Misere meinen‘, war in der NZZ zum Band UnGlüxReflexe (1995) zu lesen. Die Mittel allerdings, derer sich Elfriede Czurda bedient (oder die sich ihrer bedienen), sind heiter und gewitzt, in ihnen zumindest waltet der Verstand, wenn auch über Abgründen der Unvernunft. Die Autorin bringt das ganze Arsenal an Techniken, die OULIPO (die Werkstatt für potenzielle Literatur) entwickelt hat, zur fröhlichen Anwendung, jedoch: ‚… die wellen von lust/ von weltuntergang/ aufstehn am morgen …‘

Gegen die Zumutungen des Lebens hat die Dichterin nur das Alphabet zur Hand, und auch darauf ist nicht immer Verlass. Nicht die souveräne Autorin und ihr rundum abgeschlossenes Werk versammelt dieser Gedichtband; vielmehr sind es viele Anläufe in vielerlei Techniken, den allgemeinen Unzumutbarkeiten etwas entgegenzusetzen, was durchaus fragmentarisch auftritt, sich mit dem Un-Sinn verbandelt und der Herrschaft des Ichs entsagt.

Im höchsten Maße besitzen diese Gedichte jenen unnachahmlichen, speziell österreichischen Witz der Verzweiflung, der einige der besten Lyriker des Jahrhunderts kennzeichnete: ‚die tage sind dem ab/ dem aberwitz dem/ abgrund zu/ und drüben auf dem/ andern seile singt lieb ein/ drama seine letzte/ stufe steigt von vers/ zu vers dem/ abschied in den rachen‘.