Worte haben andere Schritte

Lyrik der Gegenwart 61

von

Die Gedichte dieses Bandes sind in Bewegung: Es ist eine Reise in Gedichten – vom Träumen, dem Erleben der Jahreszeiten, mit ihren Klängen und Farben in den Gefühlstiefen, bis zum Erwachen.
Einmal heißt es: „Wenn ich nach draußen gehe/ schreibe ich ein Gedicht an die Hauswand.“
Was an die Wände geschrieben wird, ist nicht immer auf den ersten Blick die Botschaft selbst –aber die Öffnung für ihre Wirklichkeit. Schließlich geht es hier um die Urplötzlichkeit in den Worten, um ihr selbstbewusstes Eintreten in die Welt, deren Geräuschpegel die Zartheit ihrer Stimme nur allzu leicht übertönt. Das Lyrische Ich, das diesem Band innewohnt, lässt sich von der Außenwelt nicht irritieren. Hörend, weiß es: „Worte haben andere Schritte/ wann immer sie kommen, gehen sie/ in die Richtung aus der du lächelst.“ Hier rollt sich die BeWEGung eines sich in seiner Vielfalt erkennenden Lyrischen Ichs, in seiner Hinwendung zum DU, aus. Es geht um nichts Geringeres als um die Resonanz der Urkraft des Wortes, für das Weiterführen dieser Bewegung. In einem Gedicht heißt es z.B.: „…in die Vollendung unseres Umarmens“, oder an anderer Stelle „… darf endlich sein, was du in mir bist.“
In den acht Stationen dieses Bandes, der eine Summe der letzten Jahre darstellt, durchmisst die Autorin ihre Welt, und schließt mit den „Kirschenliedern“, einem lyrischen Aufruf: „Wenn das Licht den Kronenschatten bricht, ziehen wir los.“