zeitgeschichtliche reihe

Ein Lebensbericht von Erna Huth. Aufgeschrieben von Michael Weber

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Als sie 97 Jahre alt war, begann Erna Huth zu erzählen. Jahrelang hatte Michael Weber, ihr Neffe, vergeblich versucht, sie zu überreden. Nun brach es aus ihr heraus: „Alle sollen es wissen und niemand vergessen.“ Auch wenn sie den Naziterror überlebt hat, das schlimme Schicksal, das ihren nächsten Angehörigen zuteil geworden ist, hat sie nie verwunden. Ihr Neffe: „Manchmal vergehen Jahre, ehe man das Außergewöhnliche, das einen täglich umgibt, als solches erkennt. Ihr Leben war auch deshalb so bemerkenswert, weil es nicht das fürchterliche Ende nahm, das ihm eigentlich zugedacht war. Uns begegnen ganz gewöhnliche Menschen in unvorstellbaren Situationen. Sie sind mutig und feige, wie wir so sind. Jäh sind sie einem Schicksal ausgeliefert worden – von ihren Mitmenschen, die es später gerne vergessen hätten. Viele haben es gesehen, nur wenige haben den Bedrängten in ihrer Not beigestanden.“

Martin Swarzenski, Herausgeber eines Tucholsky-Bandes (rororo): „Dies ist der Anlass, dass ich gleich schreibe, weil ich Ihnen nach der Lektüre des Buches. sagen möchte, wie sehr es mich berührt hat. Wenn man es ganz knapp sagen will, dann stehen in diesem Buch nur Berliner Straßennamen, zwischen denen sich im sog. Dritten Reich ein jüdisches, eher unauffälliges Schicksal abgespielt hat. Da ich mir sicher bin, dass nur Leute dieses Buch lesen, die um die Dinge wissen, wirkt sich die Kargheit nur positiv aus, alles andere vermag sich der „eingeweihte“ Leser selbst zu denken. Durch den Stil wird er geradezu herausgefordert. Der Reichtum des Buches erschließt sich durch die eigenen Gedanken. – Ich wünsche Ihnen weiterhin so gute Bücher zum Verlegen.“