Zeitgut

Grenzgänge, Fluchten und Reisen 1949-1961. 46 Geschichten und Berichte von Zeitzeugen

ZUM BUCH
Zwischen Ost und West
Grenzerfahrungen in Deutschland
Im Februar 1945 fand die Lehrerin Erika Peters im thüringischen Wahlhausen-Lindwerra eine neue Heimat. Hinter ihr lag die Flucht aus ihrer Heimatstadt Stolp in Pommern, dem heutigen Slupsk in Polen. Zwischen 1946 und 1952 wird sie Zeugin der zunehmenden Abriegelung der sowjetischen Besatzungszone/DDR, die für die Betroffenen verheerende Folgen hatte. Die Bauern führen kleine Landwirtschaften. Ihre Ackerstücke liegen verstreut in der Flur, viele außerhalb der Dorfgrenze in der britischen Besatzungszone. Anfangs erhalten sie einen Berechtigungsschein, um das Feld „drüben“ zu bestellen. 1952 ist Schluss damit; von einem zum anderen Tag ist die Grenze für alle verriegelt. Ein täglich frisch geeggter Grenzstreifen verrät jedes unerlaubte Betreten.
Erika Peters Geschichte zeigt beispielhaft, wie aus der Demarkationslinie zwischen russischer, britischer und amerikanischer Besatzungszone die streng bewachte innerdeutsche Grenze entstand. Bis zum Mauerbau 1961 gelang dennoch rund 2,8 Millionen Menschen die Flucht in den Westen. In dem Buch „Von hier nach drüben“ berichten Zeitzeugen in 38 Beiträgen über ihre Grenzgänge, Fluchten und Reisen in den Jahren von 1945 bis 1961 und zeichnen so ein differenziertes Bild über eine Zeit, die heute kaum noch vorstellbar scheint.
Zwei Tage vor Weihnachten 1948 flieht Heinrich Polthier mit 14 Jahren gemeinsam mit seinem 18jährigen Bruder Konrad über West-Berlin aus der sowjetischen Besatzungszone. Die Eltern hatten die Aufnahme im Westen mit einer britischen Dienststelle geregelt, um ihre Kinder in Sicherheit zu bringen. Ihr ältester Sohn Eberhard war zuvor vom sowjetischen NKWD entführt und in ein sibirisches Straflager verschleppt worden. Er hatte sich geweigert, unter seinen Lehrern und Mitschülern Spitzeldienste zu leisten.
1956 hat der damalige Ostberliner Volkspolizei-Oberwachtmeister Bernd Fierke ein ganz anderes Erlebnis. Nach einem feucht-fröhlichen Abend gerät er versehentlich mit der S-Bahn nach West-Berlin und steht vor dem Problem, wie er unauffällig wieder nach Ost-Berlin kommt.
Ab 1961 waren solche Episoden undenkbar. Während einer Schifffahrt von Südamerika nach Europa erfährt Heinz Gutzeit am 14. August von einer Touristengruppe aus West-Berlin, die Stadt sei von den Sowjets abgeriegelt worden. Bange Stunden folgen, Gutzeit notiert: „Eine Berliner Mauer, dachte ich und hatte meine Zweifel. Ich konnte ja nicht ahnen, daß sie bereits im Bau war.“
Die Erinnerungen der Zeitzeugen geben einen lebendigen Einblick in den deutschen Alltag im kalten Krieg. Die persönlichen Erlebnisse lassen die Zeit auch für jüngere Leser verstehen. Die Texte des Buches werden von Fotos und Dokumenten der Autoren begleitet.

ZUR REIHE ZEITGUT

Lebendige Erinnerungen bewahren
Die Buchreihe ZEITGUT beweist, daß Geschichte kein trockener Schulstoff sein muß. Mit Zeitzeugen-Erinnerungen öffnet sie den Blick auf den Alltag der Menschen. Jeder Band stellt in 35 bis 45 lebendigen Erinnerungen einen markanten Abschnitt deutscher Geschichte vor. Die Buchreihe ist einzig in ihrer Art.
Die Texte der Sammelbände stammen von Menschen aus allen Gegenden Deutschlands und repräsentieren zugleich die soziale Bandbreite der Gesellschaft. Die Bücher sind ein Stück „oral history“ im besten Sinne und sprechen damit ein breites Publikum an: diejenigen, die die Zeiten miterlebt haben, und ihre Kinder und Enkel, die mehr erfahren wollen, als in den Schulbüchern steht.
Junge Menschen haben mit den Texten der Reihe ZEITGUT die Möglichkeit, das Leben der Eltern- und Großeltern-Generation in großer Bandbreite kennen und verstehen zu lernen. So werden geschichtliche Vergangenheit und eigene Herkunft gut begreifbar.
Mit Hilfe eines Ortsregisters und einer chronologischen Übersicht der wichtigen Ereignisse der jeweiligen Zeit kann sich der Leser orientieren. Fotos und Dokumente, meist aus dem Besitz der Zeitzeugen, ergänzen die Texte.
Immer mehr Pädagogen setzen die Reihe ZEITGUT ein, um ihren Schülern Geschichte lebendig zu vermitteln. Die Bände sind auch für die politische Bildungsarbeit gut geeignet. Daher empfehlen viele Buchhändler und Bibliothekare ZEITGUT auch als Geschenk für Kinder und Jugendliche.
Einsendungen von eigenen episodenhaften Erinnerungen aus Deutschland im 20. Jahrhundert sind jederzeit erwünscht an Zeitgut Verlag GmbH, Lektorat, Klausenpaß 14, 12107 Berlin.