ZeitZeichen

Texte zum temporal turn im Denken des 20. Jahrhunderts

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Nach weithin geteilter Auffassung stellt der sogenannte linguistic turn ein entscheidendes Element der wissenschaftlichen Entwicklung und der theoretischen Grundlagenreflexion im 20. Jahrhundert dar. Danach ist die Anwendung sprachwissenschaftlicher Methoden und die systematische Berücksichtigung der Sprachförmigkeit des Denkens Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung unterschiedlichster wissenschaftlicher Probleme und philosophischer Fragestellungen. Der vorliegende Band nimmt seinen Ausgang von dieser Hypothese, nicht ohne sie jedoch in entscheidender Hinsicht zu präzisieren und zu ergänzen. Danach kann die These vom linguistic turn ihr theoretisches Potential solange nicht wirklich entfalten, wie sie ein zweites für das Denken im 20. Jahrhundert entscheidendes Element außer Acht lässt: seinen temporal turn. Die hier so bezeichnete, maßgeblich von Bergson, Husserl und Heidegger angestoßene Entwicklung hat gerade durch die wechselseitige Befruchtung mit sprachtheoretischen Überlegungen bei Autoren wie Levinas, Ricœur, Merleau-Ponty, Foucault, Lyotard oder Derrida eine markante Prägung erfahren. Wie die Beiträge des vorliegenden Bandes zeigen, wird im Werk der genannten Autoren denn auch genau besehen die im Grunde unauflösliche Verklammerung von Sprache und Zeit deutlich. Der Titel ZeitZeichen bringt die daraus ableitbare methodisch zentrale Einsicht zum Ausdruck, dass eine spezifisch sprachphilosophische oder sprachtheoretisch angeleitete Vorgehensweise so lange zu kurz greift, zu kurz greifen muss, wie sie nicht durch eine genuin zeitphilosophische Beschreibung und Analyse ergänzt, erweitert und vertieft wird.