Zugemutetes Leben

Eine Abrechnung

von

Nicht die Liebe zu den Eltern, nicht das Prägende einer Sozialisation, nicht das Gesunde im Verhältnis zum anderen Geschlecht und nicht die Erfülltheit im Beruf kann hier der Einzelne in die Waagschale seines Lebens werfen. Im Gegenteil: Er kommt als Krüppel auf die Welt, muss für die Welt zurecht operiert werden und wächst im Zeichen von Argwohn und Unverständnis auf. Doch anders als Charlotte Roche entschuldigt sich Clemens K. Stepina für sein Thema nicht. Die Wörter für das Eklige und das Grausige wählte er streng entschlossen und fand für seinen Spott über das Gesunde, das Normale und das Angepasste eine extrem komische Sprache. Er schuf einen raren Text, der Paradoxien des sozialen Lebens betont und da und dort die Werte anderer Menschen verletzt. Aber es ist eine verzweifelte Rache, die über nicht mehr ganz starke Werte spottet, in einer Welt, die sich offenbar in einem Wertewandel befindet.
Martin Luksan