Zyankali zum Frühstück

Wenn eine männliche Krankenschwester aus dem Nähkästchen plaudert

von

Sie ist desinfiziert, teilweise steril und wird ständig penibel gereinigt. So wirklich keimfrei oder aber ganz sauber ist sie trotzdem nicht, diese ganz eigene Welt der Krankenschwestern. Ich würde sie sogar eher als schmutzig, übelriechend, unangenehm und nervig beschreiben. Wer ein Krankenhaus betritt, lernt ihn kennen, den Bereich der Bettpfannen, Urinflaschen, Brechtassen, Fieberthermometer, Einläufe und Zäpfchen, Spritzen und Nadeln, in dem zurecht gejammert, geweint, geschrien, aber auch gelacht wird. Wen es betrifft? Den Patienten, das lebende „Arbeitsmaterial“ Mensch. Und ich, ich bin eine von denen, die diesen Patienten gegenübersteht. Eine Gesundheits- und Krankenschwester, die alle Körperflüssigkeiten und Wehwehchen kennt. Eine männliche Krankenschwester mit Bart und (…).
Ich sehe die Menschen von ihrer intimsten und unbekleideten Seite. Die unverblümten und nackten Tatsachen, die den Betroffenen oft gar selbst fremd sind. Genau da, wo der Mensch auf das Einfachste reduziert ist, beginnt unser souveränes Schwesternhandwerk. Ein Handwerk, das oft und gerne allzu schnell in Verruf gerät, weil es mit dem Leben und dem Tod zugleich hantiert. Aber die Basis und beste Voraussetzung für emotionale Geschichten und Erlebnisse ist, die ich in diesem Buch festgehalten habe, weil ich sie für „besonders“ und „außergewöhnlich“ halte.
Ich, der ich seit über 40 Jahren Bruder und Sohn, seit 23 Jahren eine männliche Krankenschwester, seit 18 Jahren Ehemann und Patchwork-Papa bin, und nicht zu vergessen, von Zeit zu Zeit, selbst zum Patienten werde!