Vorsicht, Ansteckungsgefahr!

litnity hat mit Buchhändler und Blogger Hauke Harder aus Kiel gesprochen; dabei entstand ein Interview mit einem sehr offenen, wachen Menschen, dessen Begeisterung für die Literatur regelrecht ansteckt. Keep on moving, Hauke Harder!

litnity: Hauke, du betreibst die Buchhandlung „Almut Schmidt“ in Kiel und seit einigen Jahren auch den Blog „Leseschatz“, wie kam es dazu?
Hauke Harder: Die Grundidee war ein Büchermagazin unserer Buchhandlung, um über die Örtlichkeit des Ladens hinaus die Freude am Lesen zu verbreiten. Also Menschen auf unsere Leidenschaft des Lesens aufmerksam zu machen. Ich lese relativ viel und so dient auch der Blog für mich als Nachschlagewerk. Ich möchte mit dem Leseschatz auf die großartige und vielfältige Welt der Bücher aufmerksam machen, somit natürlich auch auf mich und unsere Buchhandlung.

litnity: Ich finde es wunderbar, daß in deinem Blog keine Verrisse vorkommen. Seinen Blick auf das Gute zu richten; gilt das für dich auch allgemein in deinem Leben und wenn ja, gab es einen speziellen Moment oder vielleicht sogar ein Buch, das dich dahingehend beeindruckt/beeinflußt hat?
Hauke Harder: Ich sehe mich nicht als Literaturkritiker, sondern ich gebe lediglich meine Leseeindrücke wieder. Ich möchte vorrangig die Freude am Lesen verbreiten, daher bespreche ich nur Bücher, die mir gefallen. Aber natürlich übe ich hier und dort auch mal eine kleine Kritik. Ich denke, man sollte das Positive mehr hervorheben, denn den Blues singen viele. In meinem Leben funktioniert es natürlich nicht immer. Schön wäre es, aber dafür gibt es für kleine Buchhändler doch zu viele Baustellen und Hindernisse.
Das positive Denken kann ich mir als Lebensmotto gar nicht wirklich anziehen. Ich habe viel darüber gelesen – philosophisches, spirituelles und esoterisches – aber dies gänzlich zu verinnerlichen, fällt im Alltag schwer. Ich möchte es allerdings für den Leseschatz umsetzen. Wenn ich ein Buch nicht mag, schreibe ich nicht darüber. Denn ich finde, es steht mir auch nicht zu, ein Werk schlecht zu machen. Nur weil ich keinen Zugang zu einem Text bekommen habe, kann es für einen anderen Leser doch genau das passende sein. Auch der Autor und Verlag haben sich beim Schreiben und Verlegen etwas gedacht oder erhofft. Natürlich gibt es Bücher, die inhaltlich weniger zu bieten haben, oberflächliche Charakterisierungen beinhalten oder in einer schlechten Sprache verfasst wurden. Wenn man mich persönlich zu meiner Meinung über ein Buch fragt, sage ich auch stets ganz ehrlich, dass es mir nicht gefallen hat und begründe es. Dies kann ja einen emotionalen oder verkopften Grund haben.
Ein Buch muß mich packen. Wenn es nur schön geschrieben ist, kann es auch langweilig sein. Daher ist es wichtig, dass ein Roman auf mehreren Ebenen funktioniert. Das ist ja die Kunst!

litnity: Welches Buch hast du schon öfter gelesen, und du weißt, dass es nicht das letzte Mal gewesen ist?
Hauke Harder: Da ich Berufsleser bin, ist es bei der Flut an Büchern Luxus, wenn ich ein Werk erneut lesen kann. Ich habe früher „Siddharta“ von Hesse und „Faust“ von Goethe mehrfach gelesen und werde diese beiden Werke bestimmt auch wieder in die Hand nehmen und lesen. Ferner habe ich von Simmons „Hyperion“ zwei oder drei Mal gelesen. Da ich mit Tolkien viel zu früh angefangen hatte, war ich zu jung und von den Hobbits sehr gelangweilt. Als ich später „Der Herr der Ringe“ erneut, d. h. ganz las, war ich begeistert. Auch den großartigen Roman „Fliehkräfte“ von Stephan Thome habe ich zwei Mal gelesen, als „Gegenstück“ herauskam, da dies das weibliche Gegenstück zu „Fliehkraft“ ist. Beide Bücher sind wahre Leseschätze.

litnity: Wenn dein Blog ein Haus wäre, wie würde es aussehen, wie wäre es aufgeteilt, wo würde es stehen, und wo sitzt du am liebsten?
Hauke Harder: Wie in echt, sehr chaotisch 😉 Es gibt kein Zimmer, in dem keine Bücher sind. Die Regale sind voll und es gibt sehr viele Bücherberge. Das Problem ist, ich bin auch ein Medien-Junkie. Ich liebe neben dem Lesen, die Musik und Filme, d. h. Serien. Daher kommen zu den Büchern diverse Platten, CDs und DVDs. Sonjas und mein Traumhaus würde an einer schönen, rohen Küste stehen. Gerne Kreta. Mit einem großen Nutzgarten und vielen Tieren. Katzen, Hunde, Esel und Ziegen. Ich sehe mich dort lesend in meinem gemütlichen Lesesessel vor einem offenen Fenster mit Blick auf die Berge und das Meer. Jetzt klinge ich wie Alexis Sorbas…

litnity: Wenn du dir etwas wünschen dürftest …
Hauke Harder: Würde es viel mehr sorgloses Lachen geben…

litnity: Bei der einen oder anderen Rezension scheint durch, daß du auch ein Musikfreund bist; wenn du einen Blog namens „Hörschatz“ hättest, welche 3 Alben würdest du zuerst besprechen wollen?
Hauke Harder: Nur drei – oh, wen nennen, wen weglassen… ein Teufelskreis. Drei sind einfach zu wenig. Gut ich versuche es:

Deep Purple „inFinite“. Ich bin ein Purpler! Also ein großer Fan und habe die Band oft live erlebt. Sie verbinden eine Leichtigkeit und Tiefe. Diese neue Platte zeigt, dass die alten Herren immer noch unglaublich gut sind!

Gary Moore „Live at Montreux“. Durch Gary Moore bin ich musiksüchtig geworden. Seine jammernde und jauchzende Gitarre liebe ich sehr – leider unser Kater nicht. Steve Morse, Dixie Dregs, Flying Colors und bei Deep Purple, ist mein Held, aber Gary hat mich mit seinem Rock und Blues überzeugt.

Tom Waits: „Rain Dogs“. Tom Waits ist einfach Kult! Er hat so viele Musiker beeinflusst und ich denke, er wird und wurde am meisten gecovert. Viele Musiker wurden durch seine Songs berühmt. Bruce Springsteen zum Beispiel. „Rain Dogs“ als Beispiel seiner alten Größe.

litnity: Vielen Dank für deine Zeit, Hauke! Möchtest du zum Abschluß noch etwas sagen?
Hauke Harder: Ich habe zu danken. Danke für das Interesse an mir, dem Leseschatz und meiner Buchhandlung! Ich wünsche uns allen erlesene Stunden!

 

 

0 Antworten auf „Vorsicht, Ansteckungsgefahr!“

  1. Ich finde es gut das Hauke Harder nur Bücher bespricht, die er auch mag. Ich bin der selben Meinung. Deep Purple sind wirklich klasse und absoluter Kult. Die Herren haben nichts verlernt. Schönes Interview.

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