Stillleben

Stillleben | Antonia Baum besprochen von Angelika am 6. Juni 2018.

Bewertung: 2 Sterne

In „Stillleben“ berichtet Antonia Baum von ihrer Erfahrung mit Schwangerschaft und Mutterschaft.

Sie wirft zu Anfang interessante Fragen auf:

  • Woher kommt der Druck aus dem privaten Umfeld, der Gesellschaft, ein Kind haben zu wollen/zu müssen?
  • Warum ist das Thema Mutterschaft ein Extremistenthema“, d.h. warum können Frauen untereinander nicht freier damit umgehen, wenn andere Frauen einen anderen Weg wählen?
  • Warum entsteht für die Autorin mit dem Zeitpunkt der Schwangerschaft ein Gefühl, dass „draußen“ die Welt ohne sie weiter geht und sie nun „drinnen“ in einer anderen Welt ist?

Ich habe mir erhofft, dass Frau Baum für diese Fragen Antworten aufzeigt.

Das subjektive Erleben der Schwangerschaft und Mutterschaft, das Frau Baum beschreibt, kann ich – und sicher viele andere Frauen auch – sehr gut nachvollziehen:

  • Die Unsicherheit mit dem ersten Kind.
  • Der Wunsch und das Bemühen, alles „richtig“ zu machen.
  • Die Belastung, die die Paarbeziehung durch die neuen Lebensumstände erfährt.
  • Das neue Gefühl als Mutter, nicht mehr selbstbestimmt über das eigene Wollen entscheiden zu können (S. 92).
  • Die Welt aufgeteilt zu erleben in „Draußen“ und „Drinnen“.

Allerdings schildert Frau Baum das Erlebte mit einer gehörigen Portion Distanz – auch sich selbst gegenüber. Des öfteren „beobachtet sie sich selbst“ bei Gefühlen, Handlungen … Ich habe bei der Lektüre Empathie vermisst: Die Yogalehrerin ist doof, die anderen Yogateilnehmerinnen scheinen alles im Griff zu haben und nicht an Kontakt interessiert zu sein, die Mitbewohner in ihrem Haus sind allesamt asozial, “ dass sich alles auf das Baby überträgt“ … erscheint als „unmögliche Arschlochinformation“ (S. 99) usw. usw.
Das ist eine Grundhaltung, die für mich nicht nur schwer nachvollziehbar ist, sondern auch mich als Leserin auf Distanz gehalten hat. Mit zunehmender Lektüre wurde ich den Eindruck nicht los, dass es in diesem Buch um ein „Jammern auf hohem Niveau“ geht.

Die anfangs aufgestellten Thesen wurden nicht weitergeführt, aufgeworfene Fragestellungen nicht beantwortet. „Stillleben“ ist weder Roman, noch Sachbuch, sondern eine Aneinanderreihung persönlicher Befindlichkeiten.

Warum lese ich? Weil mich der Inhalt eines Buchs interessiert (was hier zunächst der Fall war), weil mir das Gelesene ein gewisses Lesevergnügen bereitet, weil ich einen Erkenntnisgewinn haben möchte.
Das ist für mich bei „Stillleben“ alles nicht gegeben.

 

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