Eindrückliches Debüt von 1937

Menschen neben dem Leben besprochen von skiaddict7 am 29. Oktober 2019.

Bewertung: 5 Sterne

Ich war bereits von „Der Reisende“ begeistert und wollte daher das andere (erste) Werk des Autors unbedingt lesen. Boschwitz schrieb zwei Bücher, „Menschen neben dem Leben“ und „Der Reisende“. Sie wurden erst 2018 bzw 2019 auf Deutsch übersetzt, lektoriert und im Klett Cotta Verlag publiziert. „Menschen neben dem Leben“ erschien 1937 auf Schwedisch, 1939 auf Englisch, 2019 nun auf Deutch. Boschwitz starb 1942 im Alter von 27 Jahren bei einem deutschen Torpedo-Angriff auf der Überfahrt von Australien nach England.

In „Menschen neben dem Leben“ beschreibt Boschwitz die Menschen am Rande der Gesellschaft im Berlin der Zwischenkriegsjahre. Der Krieg und die Weltwirtschaftskrise lässt viele Menschen mittellos dastehen: vor allem durch technische Verbesserungen werden viele Berufe obsolet, die Arbeitslosigkeit steigt, die Arbeiter werden immer schlechter behandelt, weil sie sofort austauschbar sind. So geht es auch Boschwitz‘ Protagonisten: Schreiber, der Gemüsehändler, die Obdachlosen Fundholz und Tönnchen, der kleinkriminelle Grissman und der blinde Sonnenberg.

Boschwitz hat ein gutes Gespür für Menschen und kann sich ausgezeichnet in diese hineinfühlen. So schafft er, dass der Leser diese ihm vermutlich fernen Menschen ausgezeichnet versteht. In kurzen, gut verständlichen Sätzen beschreibt er dicht, lebendig und authentisch das Leben im Berlin der 20er Jahre. Auch der Humor kommt trotz des ernsten Themas nicht zu kurz. Wahnsinn, dass der Autor dieses Buch mit nur 22 Jahren geschrieben hat. Ein wirklich eindrücklicher Debüt-Roman der noch lange nachwirkt.

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