Jette mit der Kastagnette

von

Jette ist ein Kastanienbaum, genau gesagt: ein Esskastanienbaum. Sie hatte von Beginn an nicht so einen geraden Stamm wie ihre Geschwister. Viele Leute kamen in die Baumschule, um einen Baum zu kaufen. Aber niemand wollte Jette. So verbrachte sie, statt wie ihre Brüder
und Schwestern ausgepflanzt zu werden, über Jahre ein Dasein in einem Pflanzkübel. Der wurde natürlich für ihre Wurzeln irgendwann zu eng. Und auch ihre Äste und Zweige waren bald so ausladend, dass die Herbstwinde sich in ihnen verfingen und Jette samt Kübel immer wieder umwarfen.
Also kam der Gärtner mit einer Schere und schnitt die Krone des Baumes, was dem natürlich sehr weh tat.
So vergingen zwei oder drei Jahre. Immer aufs Neue trieb Jette im Frühling frische Zweige. Sie blühte sogar. Vielleicht, um den Leuten, die sich in der Baumschule nach Pflanzen
umschauten, zu gefallen.
Aber niemand interessierte sich für das Bäumchen mit dem schief gewachsenen Stamm.