Diese fünf Kurzgeschichten zeigen in der Verknappung das Talent der Autorin. Es sind Storys, die voller melancholischer Schönheit sind. Es sind die kleinen Momente, die großes erzeugen und damit das Besondere der zerbrechlichen Figuren erlebbar machen. Ein Debütwerk, das durch sein Mitgefühl, seine Zartheit und das erzählerische Talent begeistert.
Es sind fünf Geschichten, die in ihrer Klarheit und poetischen Sprache immer die Beziehungen der Charaktere beleuchten. Beziehungen in ihrer Auflösung, Distanz und Verdichtung. Dabei sind die Beschreibungen einfühlsam und werden besonders durch die Verletzlichkeit der Figuren immer eindringlicher. Es sind Menschen voller Sehnsucht nach Liebe und Nähe. Das Kränkelnde und die Risse in der Beziehung oder der Psyche bauen sich nebenbei auf und verwandeln das Szenarium in eine Traurigkeit, die unfassbar stimmungsvoll und schön in Worte gefasst ist.
Es geht um die Liebe, die in jungen Jahren noch durch hoffnungsvolle und verzauberte Träume erwacht. Schwestern reden über diese Gefühle und hoffen auf den Knall, den Funken zwischen zwei Menschen. Das Ende ihrer Kindheit beginnt auf einem Steg beim sommerlichen Baden in traumhafter Kulisse. Ein Vater, der im Sterben liegt und sich Gedanken über seine Beisetzung macht, wirkt wie ein rotes Gestirn vor der Implosion. Seine Familie erstarrt vor dem, was durch seinen Tod auf sie zukommen wird. Letztendlich sind es die kleinen Freuden und Momente, die sie aneinander binden. Besonders die Auswahl des Songs, der bei der Trauerfeier gespielt werden soll, verbindet den Sterbenden mit seiner Tochter, die sich sonst in den Alkohol flüchtet. Das Königin-Maud-Land entpuppt sich als kleine Wohnung in der Stadt, in der eine Mutter krankhaft ihr Kind vor der Welt beschützen will. Gleich einem Kaktus. Doch ist es das Umfeld, das nach ihr greift und vor dem sie sich letztendlich verbarrikadiert. Daher soll das Königin-Maud-Land unbedingt geheim bleiben. Eine Tochter, die mit ihrem Vater Silvester feiert. Der Vater hat eine neue Partnerin und die beständigen Bezugspersonen für die Tochter sind die jeweiligen Hunde. Sie und der Sohn der neuen Frau im Leben ihres Vaters glauben nicht an die Beziehung der Eltern und letztendlich wird es auch ein trostloser Jahreswechsel. Eine Frau steigt in Oslo in ein Taxi und bittet um eine Fahrt mit Umwegen zum Zielort. Während der Fahrt kann sie sich dem fremden Mann im Auto anvertrauen. Ihr Freund hat gerade jetzt, in der Weihnachtszeit, die Beziehung beendet. Er hatte vor kurzem einen Verlust erlitten und sie konnte sich ihm nicht öffnen und für ihn da sein. Die Fahrt schafft es, dass sie sich etwas fängt, aber dennoch im Kreis fährt.
Momente voller Sehnsucht und Schmerz, die dabei so schön geschrieben sind, dass dies Werk auf großartiger Weise für Kurzweil und sehr viel Mitgefühl sorgt. Dieses literarische Debüt von Line Madsen Simenstad, das von Ilona Zuber aus dem Norwegischen übersetzt wurde, lässt auf mehr von der Autorin hoffen.
Zuerst veröffentlich von Hauke Harder im Leseschatz der Buchhandlung Almut Schmidt
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