All die Probleme

All die Jahre | J. Courtney Sullivan besprochen von Janina am 21. Februar 2018.

Bewertung: 3 Sterne

Es ist schon ein paar Jahre her, da las ich den Roman „Die Verlobungen“ von J. Courtney Sullivan und mochte das Buch sehr. Als ich nun sah, dass demnächst ein neuer Sullivan-Roman erscheinen würde, habe ich mich wirklich gefreut. Leider zu früh. Aber beginnen wir mit dem Wichtigsten, dem Inhalt:

Wir lesen über das Leben von Nora und Theresa, zweier Schwestern, die 1957 von Irland nach Amerika auswandern. In Zeitsprüngen zwischen Vergangenheit und Gegenwart wechselnd, erfahren wir ihre Wünsche, Träume, Hoffnungen und was schlußendlich davon übrig geblieben ist.

Was zunächst recht spannend klingt, entpuppt sich als schicksalsschwangere, in Problemen schwelgende Erzählung, die zugegebenerweise aber ansprechend formuliert ist. Jede, wirklich jede Person des an Personen nicht armen Romans, immerhin bringt es Nora allein auf vier Kinder, trägt ihr Päckchen. Sohn Nr. 1 ist dem Alkohol recht zugetan und geht auch sonst Ärger ungern aus dem Weg, Sohn Nr. 2 dreht sein Fähnlein in jede erfolgsversprechende Richtung und lebt über seine Verhältnisse, Sohn Nr.3 weiß nichts mit seinem Leben anzufangen und die Tochter ist die Quotenlesbe, ohne die ein moderner Roman, der etwas auf sich hält, ungern auskommt. Dazu kommt noch ein großes Geheimnis, das den beiden Schwestern das Leben in weiten Teilen vergällt. Sie haben es schon nicht leicht, die Charaktere dieses Romans…
Beherrschendes Thema des Buches, das sich wie ein roter Faden durch alle Schicksale zieht, ist die familieneigene Unfähigkeit über Probleme zu reden und die daraus entstehenden Mißverständnisse und Unannehmlichkeiten.
Sullivan kann schreiben, ohne Frage. Und auch die Idee hinter dieser Geschichte ist wirklich vielversprechend. Leider ist die Ausführung dann aber weniger gelungen. Völlig überladen dümpelt das Ganze vor sich hin, die Protagonisten bleiben seltsam blass, und bisweilen ertappe ich mich beim Überfliegen der aufgezählten Irrungen. Nach Beenden des Romans bleiben viele Fragen offen. Das kann einen Leser dazu animieren, über wichtige Fragen des Lebens nachzudenken, eigene Lösungen zu finden…oder es kann den Eindruck erwecken, die Autorin hätte selbst ein wenig den Überblick verloren. Wenig überraschend tendiere ich zu letzterem.
Ein netter Unterhaltungsroman für Leser, die es schätzen, wenn die Personen im Buch deutlich mehr Probleme haben als sie selbst. Ansonsten leider eher belanglos.

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