Der perfekte Weihnachtskrimi

Ein Mord zu Weihnachten | Francis Duncan besprochen von Janina am 9. Oktober 2019.

Bewertung: 5 Sterne

Ich weiß nicht, wie viele Rezensionen ich schon mit diesem Satz begonnen habe, aber sei’s drum: ich liebe britische Krimis! Eine mehr oder weniger geschlossene Gesellschaft, ein Ermittler, der außergewöhnlich kluge Schlüsse ziehen kann und Lokalkolorit in Form von pittoresken Dörfchen, Herrenhäusern und Tee mit Scones – und schon bin ich glücklich.
In diesem Falle stimmt das Gesamtpaket: ein verschneites Cover, das je nach Lichteinfall geheimnisvoll golden zu schimmern beginnt (ich glaube, ich habe eine halbe Stunde damit verbracht, das Buch verzückt hin und her zu drehen), ein mir bisher nicht bekannter Autor mit hervorragendem Schreibstil (mehr als zwanzig Krimis soll Francis Duncan geschrieben haben, wo zum Henker finde ich die restlichen neunzehn und wieso überhaupt kenne ich den Mann nicht?) und ein logisch aufgebauter Plot, der zum Miträtseln einlädt ( der Vollständigkeit halber gehört die Klammer hier hin, nur Füllung habe ich diesmal keine).
Alle Jahre wieder lädt Benedict Grame, Hobbyweihnachtsmann aus Leidenschaft, eine ausgewählte Gästeschar ein, die Weihnachtstage auf seinem Landgut zu verbringen. Die Mischung besteht im Allgemeinen aus Familienmitgliedern, guten Bekannten und Menschen, die Grame im Laufe des Jahres kennenlernt und als interessant einschätzt. Auf diese Weise erhält auch Mordecai Tremaine eine Einladung, ein älterer Herr, dessen bevorzugtes Vergnügen in der Auflösung von Kriminalfällen besteht. Pünktlich zu Weihnachten liegt dann auch eine Leiche unter dem Tannenbaum und Tremaine ist in seinem Element.
Klassischer kann ein britischer Krimi wirklich nicht sein. Ein älterer, überaus höflicher Ermittler mit beständig rutschendem Kneifer, diverse Hausgäste unterschiedlichen Temperaments ( das junge verliebte Paar, die kalte Göttin, die Diva, der Trinker, das unscheinbare Ehepaar etc), ein Butler (jawoll!), ein Herrenhaus in tiefem Schnee und natürlich ein Mord, der relativ unblutig über die Bühne geht und somit den Leser mit relativ wenig Unbehagen erfüllt. Perfekt, und das meine ich ganz unironisch.
Ungefähr an dieser Stelle erwähne ich, auch schon Tradition meiner Besprechungen klassischer englischer Kriminalromane, Kamin, Wolldecke und Hunde, habe aber festgestellt, dass der Roman auch im Bett wunderbar lesbar ist. Und im Zug. Und beim Bäcker. Sogar im Stehen und ganz ohne Hund.
Und ich wünsche mir nun vom Weihnachtsmann (oder dem DuMont Verlag) die restlichen Romane Herrn Duncans, Goldschimmer bitte mit eingeschlossen.

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