Die Familien-Saga schlechthin

Die Forsyte-Saga | John Galsworthy besprochen von Janina am 12. August 2018.

Bewertung: 4 Sterne

Die Forsyte Saga ist die Familien-Saga schlechthin. Sie erzählt das Leben einer englischen Oberschichtfamilie zwischen 1906 und 1921 mit vielen Skandalen, Irrungen, Wirrungen und einer Unmenge an Personal. Da wäre die alte Generation, bestehend aus zehn mehr oder minder wichtigen Geschwistern, die folgende Generation, nicht ganz so umfangreich, und deren wechselnde Partner und auch noch die darauf folgende Generation. Und wie das in traditionellen Familien so üblich ist, tragen sie teilweise auch noch dieselben Vornamen.
Warum sollte man sich das also antun? Weil es hervorragend geschrieben ist, ganz einfach. „Die Forsyte Saga“ ist der Grund füt des Autors Literatur-Nobelpreis, nicht nur, aber wohl doch hauptsächlich. In drei Bänden beschreibt er den Umbruch vom viktorianischen Zeitalter zur damaligen Neuzeit, die gesellschaftlichen Änderungen durch den Ersten Weltkrieg, die Unterschiede zwischen den Generationen. Hauptpersonen sind dabei Soames Forsyte und seine (später geschiedene) Frau Irene, an denen Galsworthy das gesamte Besitzdenken und die moralischen Vorstellungen ihrer Zeit durchexerziert. Irene verliebt sich in den Verlobten der Nichte Soames‘ und Soames spielt alle Register, um seine Ehe aufrecht zu erhalten. Dabei erfahren wir aber ebenso genau, was die anderen Mitglieder der Familie von der Sache halten und vor allem über welche Themen der Familienrat spricht oder lieber schweigt.
Und weil solche Beschreibungen das Salz in der Suppe sind und ein Zeitfenster erst so wirklich öffnen, berichtet Galsworthy auch über die Architektur, die Inneneinrichtung, die Mode, die gesellschaftlichen Anlässe und ist darin ein wahrer Meister.
Somit ist die Forsyte Saga im Grunde Vorgänger aller Dallas, Denver und sonstigen Serien, eingeschlossen Downton Abbey. Verfilmt wurde das Ganze natürlich auch schon mehrfach, zuletzt 2002 als Zehnteiler.
Man braucht ein wenig Durchhaltevermögen, um sich durch die verzweigten Familienverhältnisse zu arbeiten und an Galsworthys Schreibstil mit den vielen Abschweifungen zu gewöhnen, aber mit der Zeit öffnet sich ein Panoramafenster in eine vergangene Zeit, so lebendig, wie man es sich nur wünschen kann.

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