Ehejahre

Licht und Zorn | Lauren Groff besprochen von Janina am 3. März 2018.

Bewertung: 4 Sterne

In ihrem Roman „Licht und Zorn“ zeigt Lauren Groff die hellen und schattigen Seiten der Ehe von Lotto und Mathilde. Die Beiden lernen sich auf dem College kennen und heiraten wenige Wochen später, gegen den Willen von Lottos Mutter, die ihm daraufhin jegliche finanzielle Unterstützung entzieht. Lotto versucht mehr schlecht als recht, sich als Schauspieler durchzusetzen, Mathilde verdient derweil den Lebensunterhalt. Als Lotto sich einen Namen als Dramatiker und Schriftsteller macht, wird es Mathildes Aufgabe, ihm den Rücken freizuhalten und das ganze „Drumherum“ zu leiten. Erzählt wird diese Geschichte einer Ehe zunächst ausschließlich aus Lottos Sicht. Lotto, der immer im Vordergrund steht, der Bewunderung braucht, um zu überleben, der aus seiner Frau eine Heilige macht, eine Ikone und der gar nicht merkt, wie sehr er von Mathilde abhängt und ihren Fähigkeiten, den Alltag zu managen.
Nach der Hälfte des Buches wechselt Groff in Mathildes Sicht und rollt die Geschichte neu auf. Und wir erleben, dass Mathilde ein eigenständiger Mensch ist, kein blasses Anhängsel von Lotto und ihm mehr als ebenbürtig.

Ein interessantes Konzept und auch eine durchaus interessante Umsetzung. Groff gelingt es, den Leser immer wieder zu überraschen, ihm zu zeigen, dass die Dinge keineswegs sein müssen, was sie zu sein scheinen; dass hinter dem strahlendsten Licht auch häufig das dichteste Dunkel herrscht. Es ist eine geschickte Idee, erst Lottos Teil ohne Unterbrechungen zu erzählen, dem Leser Zeit zu lassen, sich eine Meinung zu den Geschehnissen zu bilden, um dann mit Mathildes Part alles in Frage zu stellen…

Was diesem insgesamt sehr gelungenen Buch allerdings nicht geschadet hätte: ein paar Straffungen im Gesamtablauf. Es ist teilweise doch ermüdend, den Tiraden des selbstverliebten Lotto zu folgen. Und auch bei Mathilde wären ein paar Dramen weniger nicht ins Gewicht gefallen. So wurde mir manches zu breit ausgewälzt, ohne dass es dadurch neue Erkenntnisse oder Einblicke gegeben hätte. Das ist schade, schmälert es doch den Gesamteindruck dieses Buches erheblich und führte bei mir zu leichtem Unmut während der Lektüre.

Insgesamt bleibt „Licht und Zorn“ aber trotz der Längen ein wirklich lesenswertes Buch über die Abgründe einer Ehe, über Schein und Wahrheit und darüber, wie sehr man nur sieht, was man auch sehen möchte.

 

Ich danke dem btb Verlag sehr herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar.

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