Gepflegte Langeweile

Vierundzwanzig Türen | Klaus Modick besprochen von Janina am 1. Januar 2019.

Bewertung: 2 Sterne

Ein Adventskalender-Roman, in dem es um einen Adventskalender geht, der eine Geschichte enthält. Das ist ein bisschen wie eine Matrioschka, in der Puppe ist eine Puppe ist eine Puppe…
In 24 Kapiteln erzählt Modick über eine Familie in den Achtzigern, die an einen ungewöhnlichen Adventskalender gerät. Und mit jedem geöffneten Türchen erfahren wir zusätzlich etwas über drei Männer im Schnee (die von Kästner gefielen mir allerdings weitaus besser).
Ich mag literarische Adventskalender und mit Modick als Verfasser dachte ich, ich sei auf der sicheren Seite. Weit gefehlt. Selten habe ich mich so wohlformuliert gelangweilt. In der Familiengeschichte begegnen wir einem altväterlichen Biedermeier, der seine Teenagertöchter und ihre Kapriolen nicht versteht und daher von oben herab belächelt (wenn er sich nicht gerade aufregt) und dafür gleichermaßen von seiner jugendlicher denkenden Ehefrau belächelt wird. Betont wird immer wieder, wie gut heutige Generationen es doch im Vergleich zu Nachkriegskindern haben und wie wenig sie das zu schätzen wissen. Ernsthaft? Natürlich haben heutige Kinder es deutlich besser im Vergleich, nur dass sie den natürlich nicht ziehen, weil sie das gar nicht können. Im Gegensatz zur Nachkriegsgeneration haben sie nämlich die automatische Vergleichsmöglichkeit „früher-heute“ nur begrenzt. Ich weiß auch, dass es mir besser geht als den Menschen im Mittelalter, trotzdem ist dieses Wissen nur theoretisch und drängt sich mir nicht ständig auf, weil ich nun einmal das Mittelalter nicht erlebt habe. Desweiteren kaufe ich auch Bücher ohne jedes Mal eine Dankeskerze für Gutenberg aufzustellen.
Ich war als Teenager auch nicht dankbar für die vielen Frauenrechtlerinnen, die auf der Straße für unsere Rechte gekämpft haben. Heute bin ich es umso mehr. Dankbarkeit entwickelt sich mit Verständnis der Sachlage.
Der moderne Teil des Romans liess mich also nun genervt und gelangweilt zugleich zurück. Mit dem anderen Teil sah es zunächst anders aus. Drei Männer stehlen in der Nachkriegszeit wertvolle Bilder und machen sie auf dem Schwarzmarkt zu Schinken, Schnaps und Zigaretten. Das zu lesen, war wirklich spannend. Ich mochte diesen Teil zunächst sehr. Bis die Herren mit der Ware in einen Schneesturm geraten. Und irgendwie nichts mehr passiert. Es schneit, es ist kalt, sie finden einen Stall mit einer schwangeren Frau, unsere drei Weisen mit Schinken, Schnaps und Zigaretten, irgendwo strahlt ein Stern und… Und ich wußte nicht, ob ich nun lachen, weinen oder das Buch zu Christbaumschmuck verarbeiten sollte.
Es tut mir ja leid, das über einen von Modick verfassten Text schreiben zu müssen, aber plump ist das Ding und in Teilen oberlehrerhaft und irgendwie gar nicht bewegend, obwohl es das ja offensichtlich soll, den Leser bewegen. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur zu jung und meine Mutter fände den Roman zauberhaft, weil sie das passende Alter hat zum Vergleiche ziehen? Vielleicht finden wir das in der nächsten Adventszeit heraus.

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