Ein durchkonstruierter ärgerlicher Krimi

Teufelskälte besprochen von Piwi M. am 21. Oktober 2017.

Bewertung: 1 Sterne

12Okay. Ein Krimi wird heutzutage aus verschiedenen Erzählsichten entwickelt,  die sich zu einem Gesamtbild vereinen.

Das ist am Anfang regelmässig etwas anstrengend,  ist aber Teil der Spannung. Es kommt dann auf das Timing an, damit es nicht langweilig wird.
Wenn der eine oder andere Strang dann ins Leere geht oder nicht ganz stimmig ist, ist das akzeptabel.
Bei Gard Sveens Strängen hakt es aber allüberall. Um nicht zu spoilern, hier nur zwei Besispiele, die früh auftauchen und deren Wissen nicht stört: Der Titelheld hat eigene häusliche Gewalttaten zugegeben und erhält weder ein Straf- oder Disziplinarverfahren, sondern darf sogar einen Fall der Gewaltkriminalität ermitteln. Wirklich jeder der Charaktere hat ein schweres Päckchen zu tragen. Aber warum muss der Leser wissen, dass die ermittelnde Assistenzpolizisten von ihrer Mutter als Rabenmutter betrachtet wird, die das Leben nicht so meistert wie ihre Schwester,  die allerdings 19jährig bei einem Unfall gestorben ist und daher nicht mehr beweisen kann, dass sie zu Recht Lieblingstochter war?
Das ist schon harter Tobak, in Summe abwägig und aus Lesersicht ärgerlich. Besonders deshalb, weil es am Ende zwar nur irgendwie, aber spannend geschrieben zusammengeführt wird. Sveen kann es also. Aber zu spät, so dass der lange Anlauf zum Votum führt, aus dem grossen Krimi-Fundus etwas anderes zu greifen als dieses Buch, das schlicht zu viel will und offensichtlich am Reissbrett durchkonstruiert wurde. Ein logisches Loch am Ende bleibt bei aller Konstruktion jedoch metertief, weil unerklärt bleibt, woher die Hinweisgeberin in die Verhangenheit ihr Wissen hat.
Der Leser, der wie ich aus reiner Disziplin so lange durchgehalten hat, erfährt dann im Nachwort mit Schrecken,  dass diese durchgedrehte Geschichte immer noch nicht zu Ende ist und die vollständige Aufklärung im folgenden Buch erfolgt, das zu einer Sekte aus russischer Zarenzeit führt, die es auf Aprilkinderopfer abgesehen hat. Warum muss es noch überdrehter und abstruser werden? Hier entwickle ich Sehnsucht nach dem Kommissar, Erik Ode: 1 Mord, 4 Fragen an 4 Verdächtige, 10 Zigaretten und 5 Cognac; Mörder verhaften und Geständnis aufnehmen.
Und da ich schon im Beschwerdemodus bin, abschließend ein formaler Nervpunkt zur Gliederung. Teil zwei des Buches heisst: Dezember 2004.  Danach folgt, soweit korrekt, Teil 3. Wie heisst der? Dezember 2004!
Finger weg!

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